Biografie
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Am 19. August 1894 wurde Wally als zweite Tochter der Taglöhnerin Thekla Pfneisl (1872-1933) im Niederösterreichischen Tattendorf geboren. Das Dorf hatte etwa 800 Einwohner. Ihr Vater war Josef Neuzil (1863-1902), ein Volksschullehrer. Neuzil stammte aus Südböhmen und arbeitete seit 1887 als Lehrer in Niederösterreich und seit 1893 in der Volksschule Tattendorf.
Das Mädchen wurde in der Pfarrkirche von Tattendorf auf den Namen „Walburga“ getauft. Am 11. März 1895 heirateten ihre Eltern und sie bekam nun den Familiennamen des Vaters. Wally hatte vier Schwestern: Anna Emilia (1892-1981), Antonia (1896-1962), Marie (geb. 1898), Berta (1900-1968) und zwei (Halb-)Brüder (welche erst nach dem Tod Josef Neuzils geboren wurden): Johann (geb. 1904) und Ernst (geb. 1910). 1896 verließ die Familie Tattendorf, als Josef Neuzil nach Moosbrunn versetzt wurde. Nächste Station war im Jahr 1899 Wiener Neudorf. 1901 wurde er zum definitiven Schulleiter in Sparbach ernannt. Am 13.02.1902 verstarb er im Krankenhaus Mödling an einer Bauchfellentzündung und wurde zwei Tage später im Friedhof von Mödling begraben. Seine Witwe Thekla übersiedelte in der Folge mit ihren fünf Töchtern Anna, Walburga, Antonia, Berta und Marie sowie mit ihrer Mutter nach Wien. In Wien wurden dann noch ihre Söhne Johann (1904) und Ernst (1910) geboren. Später scheint Wallys Mutter als »Schulleiterswitwe« im Wiener Adressbuch auf, in den 1920er Jahren ist sie als »Hauswart«, Anfang der 1930er Jahre schließlich als »Pensionistin« vermerkt. Sie wechselte häufig die Wohnung und blieb dabei in den Vorstädten, also in den Wohngebieten der »kleinen Leute«. Wally war laut Melderegister bis 1913 bei ihrer Mutter wohnhaft. Thekla Neuzil verstarb am 5 . Juni 1933 im Wiener Franz-Josefs-Spital und wurde auf dem Friedhof von Baden bei Wien begraben. Auf den erhaltenen Meldezetteln von Wally Neuzil erscheinen verschiedene Berufsbezeichnungen: Private, Verkäuferin, Kassierin, Probierfräulein und »Kunstgewerbe«. |
Um 1912 rückte Wally wieder in den Scheinwerfer der Geschichte. Damals lernte sie den um vier Jahre älteren Egon Schiele in Wien kennen. Sie war zu dieser Zeit etwa 16 Jahre alt. In jener Zeit arbeitete sie unter anderem als Probierfräulein. Wally wurde in kürzester Zeit zum »Liebling« Schieles, seine Muse und sein Modell.
Ihre »wilde Ehe« wird als oft als einer der Gründe gesehen, weswegen die beiden nach ihrem nur kurzen Rückzug Krumau/ Český Krumlov – Geburtsort von Schieles Mutter – wieder verlassen mussten. Allerdings gibt es keinen Beweis dafür, dass Wally 1911 überhaupt dort war.
Wally unterstützte Schiele, als er im April 1912 in Neulengbach für drei Wochen in Haft war. Sie besuchte ihn auch im Gefängnis, brachte ihm Malsachen und einmal eine Orange (»Die eine Orange war das einzige Licht«).
1915, als der erste Weltkrieg bereits in vollem Gange war, entschloss sich Egon Schiele, Edith Harms zu heiraten, die er einige Monate zuvor kennengelernt hatte. Er verließ Wally. Egon soll ihr bei einer letzten Aussprache in einem Café in Hietzing noch den Vorschlag gemacht haben, wenigstens einmal im Jahr einen gemeinsamen Urlaub zu verbringen. Weder für Wally noch für Edith war dies akzeptabel. Dass die Trennung nicht ganz unproblematisch war zeigt folgende Begebenheit: Am 14. November 1916 warnte Egon Schiele seine Frau Edith in einem Brief: »Gib auf der Straße acht auf Wally. Nichts ist unmöglich«. Ab 1915 ließ sich Wally Neuzil zur Hilfs-Krankenpflegerin ausbilden und versah Dienst in Militärspitälern in Wien.
Am 27. August 1917 - meldete Thekla Neuzil ihre Tochter Walburga bei der Meldebehörde aus Wien ab. Als neuen Wohnsitz gibt sie die Stadt Sebeniko in Dalmatien an. Wahrscheinlich hat Wally dieses Ziel kurz nach ihrem 23. Geburtstag (am 19. August) erreicht.
Am 27. August 1917 - meldete Thekla Neuzil ihre Tochter Walburga bei der Meldebehörde aus Wien ab. Als neuen Wohnsitz gibt sie die Stadt Sebeniko in Dalmatien an. Wahrscheinlich hat Wally dieses Ziel kurz nach ihrem 23. Geburtstag (am 19. August) erreicht.
Eine interessante historische Fotografie zeigt Wally in Schwesterntracht – in der Mitte stehend – vor dem k. k. Landwehr-Marodenhaus in Sinj (im Hinterland von Split).
Wallys Tod
Am 25. Dezember 1917 starb Wally im Militärspital von Sinj an Scharlach. Laut dem Totenbuch der Stadt Sinj wurde sie am 27. Dezember im
St. Franziskus-Friedhof begraben.
St. Franziskus-Friedhof begraben.
Sie wurde in einem bereits bestehenden Grab begraben. Im August 1914 wurde dort der österreichische Offizier Franz Schön begraben. Das Kriegsarchiv des Österreichischen Staatsarchivs in Wien verwahrt seinen Personalakt. Demzufolge wurder er 1877 in Wien geboren. 1897 trat er seinen Dienst als Reserveoffizier an . 1905 wurde er zum „Leutnant der Reserve“ ernannt. Im Zivilberuf war er ein gut bezahlter Privatbeamter.
Als der Erste Weltkrieg begann wurde er zum „Landsturm-Bataillon 23“ einberufen. Dieses marschierte in Richtung Mostar. Unterwegs erkrankte er an Ruhr. Er wurde in das Landwehr-Marodenhaus in Sinj eingeliefert und starb dort am 30. August (laut Grabstein) oder am 31. August (laut Personalakt).
Es ist vollkommen auszuschließen, dass sich Wally Neuzil und Leutnant Franz Schön jemals getroffen haben. Sie hatten niemals eine Affäre, wie romantisierende Gerüchte annehmen.
Franz Schöns und Wally Neuzils Grab wurde später verwüstet und wurde anlässlich des 100. Todestages von Wally restauriert.
Es ist vollkommen auszuschließen, dass sich Wally Neuzil und Leutnant Franz Schön jemals getroffen haben. Sie hatten niemals eine Affäre, wie romantisierende Gerüchte annehmen.
Franz Schöns und Wally Neuzils Grab wurde später verwüstet und wurde anlässlich des 100. Todestages von Wally restauriert.
Das Grab 162D im Mai 2017 und am 27. Dezember 2017: